Es ist wahrer Albtraum: Ihr Kind sitzt am Esszimmertisch oder im Wohnzimmer und ist unbekannten Bedrohungen ausgesetzt. In Ihrem Kopf kreisen die Gedanken darum, was sich es sich da ansieht. Lädt es nicht jugendfreie Dinge herunter oder plant es ein Treffen mit einem vermeintlichen Sexualstraftäter?
Und vor allem: sollte Ihr Zuhause nicht der Ort sein, an dem Ihre Kinder sicher sind?
Unbekanntes kann Ihrem Kind schaden
Kinder kleben zu den unchristlichsten Zeiten am Bildschirm, ohne dass Sie wissen, was sie da treiben. Allein der Gedanke, worauf sie stoßen könnten, macht Sie verrückt.
Schwer begreiflich, warum junge Menschen derart vom Internet besessen sind, aber für sie ist es eben mehr als nur ein praktisches Werkzeug. Dort knüpfen sie Kontakte, lernen, spielen und tun ihre Meinung kund. Für viele dieser Digital Natives findet dort ein Großteil ihres Lebens statt.
Natürlich sollten Sie Ihren Kindern Raum geben, sich zu entwickeln und zu entdecken, aber ebenso wichtig ist es, ihr Bewusstsein für die Gefahren, die dort lauern, zu schärfen:
Malware und Datenschutz
Kinder und Jugendliche sind begeistert von Torrents und Filesharing; oftmals erzählen ihnen Gleichaltrige von den neuesten Spielen, Filmen und Musik, die sie einfach haben möchten. Ihre Kinder wissen wohl, wie sie an all diese Medien gelangen, aber ebenso können sie dabei Malware herunterladen.
Durch derartiges Verhalten können sie auch leicht ins Fadenkreuz von Überwachungsunternehmen geraten, die häufig für Leute arbeiten, die Urheberrechte einfordern. Im Moment mag ihre Privatsphäre ihnen ziemlich egal sein, aber ein falscher Klick, und es können Dinge geschehen, die ihnen noch jahrelang nachhängen könnten.
Videospielsucht
Falls Ihre Kinder gerne spielen, sind seltsame Geräusche und regelrecht zwanghaftes Klicken aus dem Kinderzimmer sicherlich nichts Neues für Sie. Es mutet zwar unglaublich an, aber derartige dumme Onlinespiele könnten tatsächlich das Leben eines Kindes bestimmen – es sind sogar schon Menschen gestorben aus der Unfähigkeit heraus, den Controller zur Seite zu legen.
Videospielsucht ist ein ernst zu nehmendes Problem. Genau wie Alkohol- und Drogensucht kann Videospielsucht einen Einfluss auf die Fähigkeit einer Person haben, ein normales und bedeutungserfülltes Leben zu leben. Dies kann zu Übergewicht, Halluzinationen, Reizbarkeit und Depressionen führen. Dass Kinder Videospiele sozialen Kontakten und der Schule vorziehen, mag als nichts Ungewöhnliches erscheinen, aber falls diese Spiele mehr als fünf Stunden am Tag ausmachen, kann dies auf einer tieferen Ebene negative Auswirkungen haben.
Sexualstraftäter in sozialen Netzwerken
Es ist leicht zu verstehen, warum Kinder soziale Netzwerke dermaßen lieben: sie können direkt mit Gleichaltrigen Kontakte knüpfen und Anerkennung durch “Likes” und “Upvotes” für ihre Gedanken und Bilder sammeln. Leider können sich Straftäter ebenso diese gleichen sozialen Netzwerke zu Nutze machen, um Kinder hinters Licht zu führen.
Sie erstellen oftmals sogar falsche Profile, um Ihre Kinder hereinzulegen, wie Youtuber Coby Persin in seinem Experimentin diesem Video zeigt, in welchem er junge Mädchen (natürlich mit Erlaubnis ihrer Eltern) mit einem falschen Facebook-Profil dazu überredet, ihn zu treffen. Mit diesem Experiment sollte Jugendlichen eine Lektion erteilt werden; jedoch ist erschreckend, wie leicht diese zum Opfer eines Straftäters werden können.
Illegale Tätigkeiten und Pornographie
Leider wenden sich Kinder bei Fragen zu allererst an das Internet, ihrem stets verfügbaren Ansprechpartner.93 % der Jungen und 62 % der Mädchen waren vor dem 18. Lebensjahr bereits mit Pornographie konfrontiert. Dies kann in jungen Jahren einen Einfluss auf ihr Sexualverhalten haben oder sie zum Austausch von Nacktbildern und sexuell aufgeladenen Nachrichten im Netz animieren.
Als wäre das noch nicht erschreckend genug: dank dem Schwarzmarkt im Dark Web können Kinder sogar Drogen online kaufen. Drogenhandel im Netz ist sehr praktisch für Menschen, die sonst keinerlei Kontakte dazu hätten. Selbst wenn sich ein Kind nicht in diese Untiefen des Internets begibt, kann es so leicht von Drogen erfahren, wie man sie verwendet und wo man sie mittels einer einfachen Google-Suche erwerben kann.
So wehren Sie den Anfängen
Angesichts all dieser Gefahren und Risiken sind Sie vielleicht allzu leicht versucht, Ihren Nachwuchs gänzlich vom Internet fernzuhalten. Denn auch Sie hatten doch als Kind andere Dinge als nur das Internet im Sinn, und dennoch haben Sie sich zu einem ordentlichen Erwachsenen entwickelt, nicht? Warum also nicht einfach Lexika und Enzyklopädien für Recherchen verwenden? Oder Freunde per Telefon kontaktieren?
Leider wird ein Kind durch solche Paranoia nicht auf eine Zukunft vorbereitet, die von Technologie getragen wird, in der sie sich als Erwachsene allein zurechtfinden müssen. Glücklicherweise müssen Sie nicht die Tastatur unter Verschluss halten, damit Ihr Kind im Internet sicher ist. Hier sind unsere 5 besten Tipps, um Ihr Kind für das Internet zu rüsten:
1. Suchen Sie das Gespräch
Sie sollten mit Ihren Kindern ein offenes Gespräch über Risiken im Netz suchen. Bringen Sie das Thema entsprechend zur Sprache und verknüpfen Sie es mit aktuellen Ereignissen oder Fernsehsendungen. Lassen Sie Ihre Kinder ihre Meinung sagen, um das Gespräch über Sicherheit im Netz am Laufen zu halten.
Sprechen Sie ebenso über andere Themen mit Ihren Kindern. Sofern sie eine starke Bindung zu Ihnen aufbauen, werden sie weniger im Computer ein Mittel zur Zerstreuung und gegen Einsamkeit suchen. Ein offenes Vertrauensverhältnis lässt Kinder auf der Suche nach Ratschlag und Hilfe eher an Sie als an das Internet herantreten.
2. Stellen Sie Regeln und Richtlinien auf
Wenn Ihre Kinder groß sind, möchten Sie vermutlich jeden Schritt und Tritt überwachen. Denn letzten Endes verbringen Sie ja nicht den ganzen Tag an der Schule und geben ihnen alle Entscheidungen vor. Aber in ähnlicher Weise, wie Sie einschränken können, welches Spielzeug Sie Kindern kaufen, können Sie dem Grenzen setzen, welche neue Software und Videospiele heruntergeladen werden. Fragen Sie doch, warum ein spezifischer Download so wichtig ist.
- Filesharing-Software
- Torrent-Software
- Anonyme Browser
- Filme oder Musik, die noch nicht veröffentlicht wurden
Dies legt nahe, dass es Interesse daran hegt, etwas Illegales oder Riskantes zu tun. Zusätzlich sollten Sie der Internetnutzung Grenzen setzen, wenn Sie der Meinung sind, Ihr Nachwuchs verbringe zu viel Zeit im Netz. Stellen Sie Regeln zu sozialen Netzwerken auf und erklären Sie ihm, wie viele persönliche Informationen es dort offenlegen sollte.
3. Überwachen Sie Ihr Kind online
Kleine Kinder sollten niemals ohne elterliche Aufsicht das Internet nutzen. Beherzigen Sie folgende Tipps, wenn Sie gemeinsam mit einem Kind das Netz erkunden:
- Stellen Sie alle Suchmaschinen auf “SafeSeacrh” ein. Das geht ebenfalls auf Websites wie YouTube, die bei Kindern sehr beliebt sind. Scrollen Sie dort bis ans Seitenende und klicken Sie auf “Sicherheit”.
- Beschränken Sie die Apps und Medien auf Ihrem Telefon und Tablet. Falls Kinder diese Geräte verwenden, sollten dort nur Dinge zu finden sein, die bedenkenlos sind. Wenn Sie ein Windows-Phone haben, können Sie mit Hilfe der “Kinderecke” den Zugang zu bestimmten Inhalten auf Ihrem Gerät einschränken (und so beispielsweise verhindern, dass Ihr Dreikäsehoch alle Ihre Urlaubsbilder löscht). Gehen Sie einfach zu den “Einstellungen” in der “Appliste” zur Einrichtung.
- Ziehen Sie den Kauf eines kindergeeigneten Tablets in Betracht. Diese werden oftmals mit vorinstallierten Funktionen zur elterlichen Kontrolle geliefert, mit denen Sie manchmal sogar den Zugang zu Unterhaltungs-Apps einschränken können, damit sich das Kind sich aufs Lernen konzentriert.
- Auf Geräten mit Windows 10 können Sie die Family-Features nutzen, mit Hilfe derer Sie Zeit- und Zugangsbeschränkungen einrichten können. Jedes Kind benötigt hierzu ein Microsoft-Konto, weshalb Sie sich mit den Möglichkeiten zur Optimierung der Datenschutzeinstellungen in Windows 10 vertraut machen sollten.
Wenn Ihre Kinder älter sind, sollten Sie dieses Vorgehen sein lassen und ihnen vertrauen, es sei denn, sie missbrauchen es. Die meisten Jugendlichen wissen heutzutage ohnehin, wie sie den Browserverlauf löschen. Die im Bereich Sicherheit im Internet spezialisierte Pädagogin Leonie Smith empfiehlt, Teenagerstichprobenartig zu kontrollieren, d. h. Ihren Computer und Ihr Handy in unregelmäßigen Abständen zu überprüfen. Dies sollte jedoch nicht heimlich erfolgen. Vielmehr sollten Sie Ihren Kindern klar und deutlich zum Ausdruck bringen, dass Sie ihnen trotz der Kontrollen natürlich vertrauen.
4. Nutzen Sie die richtigen Werkzeuge
Die Wahl der richtigen Werkzeuge ist grundlegend, wenn ein Kind von nicht vertrauenswürdigen Websites keine gefährlichen Trojaner herunterladen soll. Investieren Sie doch in eine hochwertige Anti-Malware-Lösung, um hartnäckigen Infektionen des Systems vorzubeugen.
Des Weiteren gibt es Software zur elterlichen Kontrolle, womit Sie überwachen können, was Kinder so treiben. Diese Anwendungen bieten Funktionen vom Blockieren ungeeigneter Websites bis zum Senden von Berichten darüber, wie Ihre Kleinen den Computer nutzen. Natürlich sind sie eine Investition wert, doch sollten Sie sich nicht allein darauf verlassen. Denn Kinder schaffen es, diese Systeme zu umgehen, insbesondere wenn es sich um Browser-Erweiterungen handelt.
Hier ein paar vertrauenswürdige Werkzeuge zur elterlichen Kontrolle:
K9 Web Protection
Eine einfache Software, mit der primär ungeeignete Websites und Werbung blockiert werden. Sie verfügt über eine “Timeout”-Funktion, die aktiviert werden kann, wenn K9 in einer bestimmten Zeit zu viele Websites blockiert hat.
Sie möchten Ihr Kind schützen, während es Ihr Tablet oder Telefon nutzt? Zoodles Kids Mode ist eine App, mit der Sie Ihr Kind auf eine angemessene Auswahl an Spielen, Lerninhalten und Videos einschränken können. Eignet sich hervorragend, wenn Sie Ihr Kind nicht so sorgfältig überwachen können, wie Sie es gerne möchten.
Eine umfassende geräteübergreifende Software für all jene, die detailliertere Berichte darüber erhalten möchten, was Ihre Kinder so treiben. Bei Qustodio können Sie getrennte Konten einrichten, wodurch es eine gute Wahl für all jene mit mehreren Kindern ist, die unterschiedliche Sicherheitsbedürfnisse haben.
5. Erkennen Sie Anzeichen für Suchtverhalten
Wenn ein Kind sich aufführt, wenn Sie es bitten, den Computer auszuschalten, und ihn anderen Aktivitäten vorzieht, dann könnte dies ein Problem darstellen. Erkennen Sie Anzeichen für Suchtverhalten, wie zum Beispiel:
- Reizbarkeit
- Unehrlichkeit
- Heimlichtuerei
- Absonderung
- Rückenschmerzen
- Angespanntes Sehen
- Ängstlichkeit
- Schlechte Leistungen in der Schule
Sollten Sie befürchten, dass Ihr Kind unter Videospiel- oder Computersucht leidet, sollten Sie professionelle Hilfe für eine richtige Bewertung in Anspruch nehmen.
Auch wenn es verlockend klingt, Kinder lieber gänzlich vom Internet fernzuhalten, würde es damit nicht auf eine Online-Welt vorbereitet, in der es als Erwachsener später leben wird. Sprechen Sie das Problem rund um das Thema Sicherheit im Netz einfach an und helfen Sie ihm dabei, die nötigen Fähigkeiten zu entwickeln, um in einer immer stärker von Technologie beherrschten Welt zu überleben, und etwaige unangenehme Folgen minimal zu halten.
Denken Sie daran: es kann nicht schaden, als Familie sich von Zeit zu Zeit vom Netz abzukoppeln. Zeigen Sie Ihren Kindern, wie toll Außenaktivitäten und Kontakt mit Mitmenschen sind; vielleicht veröffentlichen sie dann später darüber sogar eine Statusmeldung!
Wie schützen Sie persönlich Ihre Kleinen im Netz? Haben Sie vielleicht Tipps für andere Eltern?
Wir wünschen eine schöne (sicherheitsbewusste) Zeit!